Wenn von Medienkompetenz gesprochen wird, ist dabei der Begriff gemeint, der von Dieter Baacke in den 1970er Jahren eingeführt wurde. Entgegen der zu dieser Zeit vorherrschenden Annahme, dass Kinder und Jugendliche vor dem Einfluss der Medien geschützt werden sollte, stellte er ein handlungsorientiertes Konzept vor. Nach Baacke gibt es vier Teilbereiche der Medienkompetenz: die Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und die Mediengestaltung. Durch diese Aufteilung in vier Bereiche wird einerseits deutlich, wie komplex der Bereich der Medienkompetenz ist und andererseits lassen sich so konkrekte Angebote zur Förderung der einzelnen Bereiche erstellen.
Medienkritik
Mit Medienkritik wird die Fähigkeit gemeint, das eigene Wissen über Medien zu reflektieren. Das bedeutet, dass das Wissen über die Medienlandschaft hinterfragt wird und auch “hinter die Kulissen” geschaut wird. Zum Beispiel kann hinterfragt werden, ob Medieninhalte neutral und informativ gestaltet sind oder ob sie zum Beispiel durch die Finanzierung von Werbepartnern beeinflusst sind. Mit Medienkritik ist aber auch das Reflektieren des eigenen Medienkonsums gemeint.
Medienkunde
Um kritisch mit Medieninhalten umzugehen ist allerdings zunächst Wissen um die Medien nötig. Dieses fällt unter den Bereich der Medienkunde. Dabei geht es um die Funktionsweise von Medien oder auch um Strukturen der Medienlandschaft. Ein Beispiel dafür ist das Wissen, dass neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch private Angebote bestehen, die sich durch Werbung finanzieren. Es zählt aber auch das Wissen dazu, wie ein Computer oder andere Geräte bedient werden.
Mediennutzung
Der dritte Bereich ist die Mediennutzung. Die Mediennutzung lässt sich aus zwei Perspektiven betrachten. Erstere ist der rezeptive Bereich, bei dem Menschen Medien wie Videos oder auch das Fernsehprogramm konsumieren. Der zweite Bereich ist die aktive Mediennutzung, bei der Medien aktiv genutzt werden, wie zum Beispiel das Filmen mit dem Smartphone. Beide Aktivitäten sollen kompetent durchgeführt werden.
Mediengestaltung
Der letzte Bereich, die Mediengestaltung, ist kreativ und innovativ zu verstehen. Dabei werden Medien genutzt, um etwas “Neues” zu gestalten und auch künstlerisch zu nutzen.
In aktuelleren Definitionen, wie zum Beispiel der des Medientheoretikers Henry Jenkins (2006 ), wird insbesondere der partizipative Charakter in alltäglichen, medialen Tätigkeiten hervorgehoben. So stellen Medien Hilfsmittel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dar. Die Kultusministerkonferenz spitzte im Jahr 2017 diese These noch weiter zu, in dem sie in ihrem Strategiepapier zur Bildung in der digitalen Welt mitteilte, dass, wenn man “nicht (digital) kommuniziert, nicht [an der Gesellschaft] teilnimmt”. Weitergedacht bedeutet dies, dass die Möglichkeiten einer digitalisierten Welt, den Zugang zu gesellschaftlichen Prozessen, wie Bildung und Politik maßgeblich beeinflussen. Somit ist die Förderung von Medienkompetenz und somit auch den Zugangskompetenzen zu einer digitalen Gesellschaft als eine grundlegende Fähigkeit im 21. Jahrhundert anzusehen.
Da Kinder und Jugendliche sich oftmals auch in ihrer Freizeit mit Medien auseinandersetzen, sollte nicht nur auf die Schule geschaut werden, wenn es darum geht, die Medienkompetenz zu fördern. Es stellt sich also die Frage, inwiefern Angebote in der Familie oder in sozialen Einrichtungen geschaffen werden können, um sich über die Nutzung auszutauschen, gemeinsam den Medienkonsum zu reflektieren und kreativ und gestaltend aktiv zu werden.